CORSI ESTIVI | PUBBLICAZIONI | NEWS | CONTATTI | NEWSLETTER
Von meinem Ufer aus
Gemeinschaftstheater und interkulturelle Kommunikation in Rivapiana
Wir leben in einer Zeit, in der es schwierig ist, individuelle und kollektive Identitäten zu definieren. Migrationen, die wirtschaftliche und soziale Lage, neue Technologien begünstigen nicht die Entstehung sozialer Bindungen innerhalb eines Territoriums, sondern lassen das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit immer mehr verschwimmen. Wie kann das Theater - das traditionell eine Funktion der sozialen Bindung und der Beziehung zu sich selbst und zu anderen hat - ein Kanal sein, um ein neues Gemeinschaftsgefühl zu finden, das ein Gegengewicht zu dem zunehmend individualistischen Antrieb der Gesellschaft bildet? Diese Überlegungen führten zu der Idee, dieses Gemeinschaftstheaterprojekt in Rivapiana, in der Gemeinde Minusio (Tessin), ins Leben zu rufen. Ein Gemeinschaftstheaterprojekt beinhaltet die Teilnahme von Bürgerschauspielern mit unterschiedlichen Eigenschaften. Über ethnische, kulturelle und generationsbedingte Unterschiede hinweg begibt sich die entstandene Gruppe auf die Suche nach ihren Wurzeln und einem kollektiven Gedächtnis. Unter Anleitung und aktiver Beteiligung von Theaterexperten wird ein Umfeld geschaffen, das zwischenmenschliche Beziehungen fördert und jedem die Möglichkeit bietet, diese im Rahmen der Realisierung eines künstlerischen Projekts zu schaffen und zu pflegen.
Ziel des gesamten Projekts war es, das Theater als Instrument zur Identitäts- und Gemeinschaftsbildung in einem bestimmten Gebiet zu nutzen und so die Voraussetzungen für die Entstehung einer neuen Identität zu schaffen. Dank der vereinigenden Kraft des Theaters haben wir zwei Jahre lang daran gearbeitet, tiefe und spontane Beziehungen sowohl unter den Einheimischen als auch unter den Einwanderern im Tessin aufzubauen, indem wir die Fähigkeit, "ihre Geschichten zu erzählen" und für ein gemeinsames Ziel zusammenzuarbeiten, gefördert haben.
Mein Riva war in 4 AKTIONEN unterteilt:
Aktion 1: Forschung
Sammlung von Geschichten, Zeugnissen und Legenden zum Thema "Riva".
Aktion 2. Werkstatt
Theaterworkshop unter der Leitung der Künstler-Pädagogen-Gruppe, nach der Bildung einer multiethnischen Gruppe von Bürger-Schauspielern (Workshop-Gruppe)
Aktion 3: Produktion
Erarbeitung einer ortsspezifischen Theateraufführung in Rivapiana (unter Beteiligung der Workshop-Gruppe und von Theater- und Musikkünstlern)
Aktion 4. Rückblick
Momente der Begegnung und des Austauschs zwischen dem Projekt und der lokalen Gemeinschaft: Aufführungen, Debatten, Ausflüge.
FORSCHUNG: "RIVA" UND RIVAPIANA
Die Gruppe der Künstler-Pädagogen des Teatro Zigoia hat in Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Forschungsleitern der Accademia Teatro Dimitri eine historisch-ethnografische Untersuchung über das Gebiet von Rivapiana und eine Materialsammlung zum Konzept der "Riva" - einer fließenden Grenze - durchgeführt. Die Forschung bestand aus Interviews mit "alteingesessenen" Einwohnern sowie mit Ausländern, die in Rivapiana und Minusio leben; diese wurden durch eine Sammlung historischer und demografischer Daten, Bilder, Erzählungen, Legenden, Anekdoten und Lieder ergänzt. Das gesammelte Material diente einerseits als Grundlage für die Aktivitäten der Theaterwerkstatt im Hinblick auf die Produktion (Aktion 3) und andererseits zur Strukturierung verschiedener Aktivitäten des Festivals (Aktion 4) wie Debatten, Theaterausflüge und Aufführungen.
LABOR
Der Workshop ist ein offener Raum für den Austausch und das Experimentieren, in dem das Theater als Werkzeug zur Erkundung, Vertiefung und Gestaltung in einem freien und gleichberechtigten Kontext dient. Im Projekt Dalla mia Riva brachte der Theaterworkshop unter der Leitung von Lianca Pandolfini und Andrea Valdinocci vom Teatro Zigoia Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen, die derzeit in der Region Locarno leben - Afghanistan, Kolumbien, Italien, Syrien, Deutschschweiz und Tessin, im Alter zwischen 20 und 70 Jahren. In Workshops erarbeitete die Gruppe eine kollektive und individuelle Reise zum Thema "Ufer" und seinen vielfältigen Bedeutungen im persönlichen und kollektiven Sinne und legte damit den Grundstein für den ortsspezifischen Kreationsprozess.
PRODUKTION
Die Produktion bestand in der Erarbeitung einer ortsspezifischen Aufführung, die am Ufer des historischen "Cà di ferro" in Minusio stattfand. Die Mitglieder des Theaterworkshops, die von professionellen Schauspielern und Musikern unterstützt wurden, gestalteten die gesamte Aufführung vor Ort und boten dem Publikum die Möglichkeit, sich auf eine physische und imaginäre Reise durch persönliche Geschichten, Bilder und Klänge aus der Umgebung zu begeben.
REZENSION VON MY RIVA
Von welchem Ufer aus betrachtest du die Welt?
Der Rückblick brachte Momente der Begegnung und des Austauschs zwischen dem Projekt und der lokalen Gemeinschaft durch ein intensives Programm von Veranstaltungen, Abenden, Debatten, Aufführungen, Ausflügen usw. zusammen. Jede Veranstaltung stand unter dem Motto "Riva": Die Riva ist ein Ort der Bewegung und des Übergangs, sie ist die Grenze zwischen Wasser und Land, aber auch zwischen Völkern, Regionen und Staaten, die trennt und zugleich vereint.
Als Ort des Aufbruchs und der Ankunft war die Riva symbolisch wirklich ein Treffpunkt zwischen dem Projekt, der Gemeinde Rivapiana und der Öffentlichkeit.
Credits
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG AKADEMIETHEATER DIMITRI
Demis Quadri
Veronica Provenzale
KÜNSTLERISCHE LEITUNG ZIGOIA THEATER
Lianca Pandolfini
Andrea Valdinocci
ELISARION KULTURZENTRUM UND MUSEUM
Claudio Berger
RIVAPIANA NACHBARSCHAFTSVEREINIGUNG
Giovanna Pini
Marcella Snider
WERKSTATT-GRUPPE
Candida Haritz
Zahra Hassani
Franca Martinoni
Ornella Masa
Alber Meryamka
Ritschi Pedrazzini
Ramazan Rahimi
Gloria Vincenti
DIREKTOR
Andrea Valdinocci
SCHAUSPIELERINNEN UND LIVE-MUSIK
Deborah Jakob
Lianca Pandolfini
Valea Völcker
SONGREICHE DIREKTION
Oskar Boldre
BÜHNENBILD UND KOSTÜME
Amelia Prazak
TECHNIK
Theater-Akademie
Dimitri Rosario Ilardo
FOTOGRAFIE
Konstantin Demeter
GRAFIK
Sissi Coppe